Europa rückt
immer näher zusammen. Das bedeutet auch eine immer weiter fortschreitende
Angleichung der Rechtsverhältnisse in den einzelnen Mitgliedsländern
der Europäischen Union. Ganz gleich ob Schweden, Österreich oder
Portugal: der ‚Euro-Bürger' der Zukunft wird idealerweise in jedem
Staat Rechtsnormen und -institutionen vorfinden, die sich von denen
seines Heimatlandes kaum noch unterscheiden. Eine grosse Aufgabe
angesichts der unterschiedlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen,
die die Rechtssysteme der einzelnen Mitgliedsstaaten bis heute formen
und bestimmen. Gilt es doch, unterschiedliche Traditionen und Mentalitäten
zu vereinen und auf einen gemeinsamen Konsens zu verpflichten.
Unterschiedlicher Stellenwert des Rechtsschutzes
Entsprechend der verschiedenen nationalen Traditionen hat sich auch
der Rechtsschutz in den verschiedenen europäischen Ländern z.T.
sehr unterschiedlich entwickelt. In Deutschland hat er einen vergleichsweise
hohen Stellenwert, in den Niederlanden, Belgien, aber auch in Spanien
und Österreich nimmt seine Bedeutung stetig zu. Ebenso verzeichnet
auch die Mehrzahl der osteuropäischen Länder derzeit im Bereich
Rechtsschutz ein kontinuierliches Wachstum. Bedingt durch den Aufbauprozess
in diesen Ländern herrscht dort ein hohes Bedürfnis nach kompetentem
juristischen Beistand. Im Gegensatz dazu stehen einige Länder und
Regionen vornehmlich in Südeuropa: Dort ist das Wohlstandsniveau
allgemein etwas niedriger und somit das Interesse an einer Versicherung
geringer, z.B. in Griechenland, aber auch im Süden Italiens.
Verschiedene Tätigkeitsfelder
Unterschiede bestehen aber nicht nur in quantitativer, sondern auch
in inhaltlicher Hinsicht. In Deutschland konzentrieren sich die
Rechtsschutzversicherer eher auf die klassischen Versicherungsbereiche
Kraftfahrzeug und Familie. Weniger ausgeprägt indes ist der Unternehmensrechtsschutz
- anders als z.B. in den Niederlanden. Zudem bietet sich Rechtsschutz-Versicherern
in einigen Ländern aufgrund der gesetzlichen Rahmenbeding-ungen
ein weiteres Tätigkeitsfeld: die Rechtsberatung innerhalb der Schadenbearbei-tung.
Das Gesetz erlaubt jedem Juristen in den Niederlanden, im Bedarfsfall
juristischen Beistand zu gewähren bzw. seinen Kunden vor Gericht
zu vertreten. Vor allem bei Streitigkeiten, die das Arbeits- und
Verwaltungsrecht betreffen, wird hiervon häufig Gebrauch gemacht.
Auch u.a. in Belgien, Italien und der Schweiz ist eine Rechtsberatung
durch den Versicherer möglich. Die Gründe für diese innereuropäische
Diskrepanz sind jedoch nur zu einem Teil in der Gesetzeslage zu
suchen. Eine Rolle spielen nämlich auch die unterschiedlich hohen
Anwaltskosten in den jeweiligen Ländern: Sind sie vergleichsweise
hoch, hat der Versicherer aus Kostengründen ein grösseres Interesse,
die Rechtsberatung selbst mit eige-nen Beratern vor Ort durchzuführen.
Fallen sie hingegen - wie z.B. in Deutschland - niedriger aus, ist
auch das Interesse an einer kostenmässig kalkulierba-ren Rechtsberatung
aus Sicht des Versicherers entsprechend geringer. Trotzdem ist es
für die ARAG in Deutschland von grosser Bedeutung, Rechtsberatung
anzubieten. Denn auch hier ist aufgrund der dominanten Stellung
des Deutschen Anwaltvereins mittelfristig eine Steigerung der Anwaltskos-ten
zu erwarten. Zudem lässt sich mit dem Angebot einer Rechtsberatung
die Kunden-bindung erheblich steigern. Grundsätzlich erhöhen insbesondere
diejenigen Rechts-schutzversicherer ihre Wettbewerbsfähigkeit, die
über das reine Produkt hinaus auch spezielle Serviceleistungen im
Angebot haben und zudem ihre Kunden kontinuierlich und kompetent
in allen relevanten Fragen betreuen bzw. beraten. Nicht zuletzt
können durch eine verbesserte Kostentransparenz die Versich-erungsprämien
für Kunden niedrig gehalten werden - was wiederum für eine höhere
Kundenbindung sorgt.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich bei der Produktgestaltung. Werden
in vielen europäischen Ländern bis heute eher traditionelle, für
den Kunden oft unübersichtliche, statische Versicherungsprodukte
angeboten, so ist anderenorts ein deutlicher Trend hin zu modular
aufgebauten, variablen Produkten erkennbar, wie z.B. in Spanien
und den Niederlanden. Vorreiter sind hier aber die USA. Diesbezüglich
kann ihnen ein Vorsprung von etwa 5-10 Jahren vor der europäischen
Entwicklung bescheinigt werden.
Als Partner und Problemlöser europaweit erfolgreich
Das allgemeine Interesse am Rechtsschutz in Europa wächst: Die grossen
Versicherungs-Unternehmen, die über ein umfassendes Produktspektrum
verfügen, haben die Wachstumspotenziale und Renditechancen erkannt
und bieten verstärkt Rechtsschutz-Produkte an, sei es über Kombi-Produkte,
Cross-Selling usw.
Gerade den spezialisierten Rechtsschutz-Anbietern aber bietet das
vereinte Europa hervorragende Möglichkeiten, ihre Position im paneuropäischen
Wettbewerb zu stärken und auszubauen. Bedauerlicherweise stehen
dem konsequenten Ausbau dieses Bereichs immer noch bestimmte gesetzliche
Einschränkungen im Wege. Entscheidend ist grundsätzlich, das Image
des reinen Versicherers abzustreifen und sich stattdessen als professioneller
Partner und Problemlöser in allen Rechtsfragen zu positionieren.
Denn nach wie vor wird der Bereich Rechtsschutz von der Mehrheit
der Kunden als sehr kompliziert und verwirrend empfunden, auch wenn
beispielsweise die Produkte der ARAG bewusst einfach gestaltet wurden,
um der Verunsicherung des Kunden weitestmöglich entgegenzuwirken.
‚Vertrautheit und Vertrauen', ‚Solidarität und Sicherheit' - Schlüsselbegriffe,
mit denen die ARAG die Weichen in Richtung Zukunft gestellt hat.
Zusätzlich jedoch muss noch ein weiterer wichtiger Aspekt gewährleistet
sein: internationale Präsenz. Schliesslich werden auch die Kunden
immer mobiler und erwarten dasselbe von ihrem Versicherungspartner.
Die ARAG ist diesen Schritt schon lange gegangen und baut ihre Standorte
in den einzelnen europäischen Staaten derzeit kontinuierlich aus.
Wer jedoch im europäischen Markt bestehen will, muss über die reinen
Produkte hinaus auch den entsprechenden Service bieten. Die grossen
Kompositversicherer tun sich hierbei erfahrungsgemäss schwerer,
da in Anbetracht des umfassenden Angebotsspektrums das Spezialwissen
im Bereich Rechtsschutz oftmals zu kurz kommt. Da es in den einzelnen
Ländern darauf ankommt, die jeweils unterschiedlichen Traditionen,
Rahmenbedingungen und Mentalitäten zu berücksichtigen, bietet sich
hier insbesondere den kleineren, spezialisierten Rechtsschutz-Anbietern
die Chance, dieses Feld zu besetzen und ihre Aktivitäten mit Erfolg
auf das vereinte Europa auszuweiten.
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